Ein Gang durchs frühere Gießhübel
anhand alter Flur- und Hausnamen
Zusammengestellt von Thea Frank nach Unterlagen aus dem Nachlaß von Josef Schintag

Fangen wir an eim Niedergießhiewel (Untergießhübel) beim Griena Tole, dem Gasthaus "Zum Grünen Tal" am Ortsende gegen das Tschechische. Wir gehen in Richtung Staadtla (Ortsmitte) und kommen zunächst bei a Heilicha vorbei, zwei Statuen in Stein (Pieta).

Pieta

Überm Wasser eim Preißscha (in Preußen, im Schlesischen) steht die Toster Miehle (Tassauer Mühle). Auch das Hommerpäschla, ein ansteigendes Wäldchen, liegt schon auf der anderen Seite des Baches. Rechts om Hofeborche (am Hofeberg) haben wir den Hammerhof (Hofe-Klar), benannt nach dem ehemals dazugehörenden Eisenhammer und die Hofewiesa.

Zeipelt und Bosch in Untergießhübel

Wir kommen in die Wölfei, ein Waldstück gegen a Polon (Nachbarort Pollom) und die Lusche (kleine Ansiedlung). Vom Linka Borche (Linke Berg) mit dem Linka Päschla (Linke Wädchen/späterer Besitzer Schmoranz Beno) gelangen wir zum Ruta Hiewel (Roter Hügel), genannt nach dem rotliegenden, "böhmischen Granaten" (= roter Sandstein), machen Halt beim Beldla, einem Bildstock ei der Drehe (Kurve) beim Roten Hügel.


Roter Hügel (Straße von Pollom nach Gießhübel)

Wir schauen rechter Hand auf's Fiebich, ein Nadelwaldstück gegen Pollom mit Lemfelda Päschla (Lemfelds Wäldchen), Jirkussa (Jirkus) und Schneiderwenzels Fichtlan (Fichten) und kommen zur Presinke, einem Laubbaumwäldchen oberhalb des Schlachthauses.


Schlachthaus 1935

Seit dem Roten Hügel sind wir auf der Straße, die von Pollom her kommt, und gehen auf's Gießhiewler StaatIa (mittlerer Ortsteil/Stadtabteilung) zu, an der Schtroßaschmitte vorbei, der früheren Schmiede vor der Schlachte (Schlachthaus). Rechts liegen der Bräuer Teich (zur Brauerei gehörender Badeteich) und die Ziegeleiwiesa, auf denen die einstige Ziegelei gegenüber der Herzlik-Schmiede war. Links erkennen wir den Brazdaberg, eine Lehne hinter dem Anwesen des einstigen Besitzers Brazda (zuletzt Radetzky Anton).


Badeteich (Bräuer-Teich)

Wir überqueren die Ormahausbrecke (Brücke beim Armenhaus) und biegen wieder gegen Untergießhübel ab. Vorbei om Spretzahause (Feuerwehrhaus) erreichen wir den Netik-Tampel, eine Häusergruppe um Pohl Juschker und drei Familien mit dem Namen Netik.

Rahmen1      Rahmen2

Gehen wir "hintenherum", immer am Alscherbach entlang, vorbei am Schneiderwenzel (Gehöft von Swetlik), so treffen wir beim Bleichseffla (Wondrejz Josef /Faktorei) auf die Straße, die vom Grünen Tal bis zum anderen Ende von Gießhübel führt.

Wir überqueren die Brücke beim Radetzky (Gasthaus, zuletzt Schmoranz Rudolf) und wenden uns in Richtung "Staadtla". An der Hauptstraße finden wir rechts die ErIamiehIe, eine ehemalige Wassermühle nach den Erlen am Bach genannt, bekannt auch als Kinzelmiehle oder Marschiks-, später Semaraks Fabrik (zuletzt Weberei Schroll).

Wir lassen die Gehöfte gegen Tassau hin links liegen und kommen zum Wiesapauer (Besitzer Stonjek Josef). Vom Schafranka WenzeI (zuletzt Stonjek Wenzel) aus gehen wir auf einem Fußweg auf die Neue Straße (über Kuttel nach Lewin/Hummelstadt) zu. Dort steht in den Feldern das Schafranka Kreuz. Über den nahen Kuttler Growa, eine Talmulde, führt ein Steig hinunter nach Kuttel. Gegen die Tassauer Grenze hin sind wir bei a Lawinn (Lawinen) am Herrenberg mit dem Rittersprung. Dort bildeten sich im Winter häufig Schneewächten. Nach Kuttel zu kommen wir durch Wiesapauersch Pusch, einen steil abfallenden Mischwald aus Buchen und Fichten. Wir gehen bis zum Hasler, dem Gasthaus an der Grenze zum Schlesischen hin.


ehemaliges Hasler-Gasthaus in Kuttel 1989

In Kuttel stoßen wir vor dem alten preußischen Zollhaus auf den Luxer Growa, ein Tal, schon im Schlesischen. An der Grenze, gegen den Luchser Graben, liegt Eimas Looch (Eimanns Loch), ein Talgrund, benannt nach seinem Gießhübler Besitzer Eimann. Zurück in's "Staadtla" nehmen wir die Aale Strooße iewer a Kuttler Borch (alte, steil ansteigende Zollstraße über den Kuttler Berg = Kirchberg) oder folgen der neuen aus Lewin/Hummelstadt kommenden, in sanften Schleifen ansteigenden, doppelt so langen Fahrstraße bis hin zur Gießhübler Kirche.


Kirche Maria Magdalena in Gießhübel (1979)
Hohe Mense  (1084 m)

Onse Kerche ist vom Staadtla (Ringplatz/Marktplatz) aus über die Magdalenenstiege zu erreichen (überdachter Treppenaufgang zur Kirche, die Maria Magdalena geweiht ist). Wir gehen über den Kirchhof und verlassen ihn durchs Friedhofstor beim Beinhäusel, halten uns am Kirchberg rechts und gelangen ei a Kerchapusch (Kirchenwald).

Gehen wir durch's Gassel bei der AaIa SchuIe (alte Volksschule, später Gemeindehaus/ Kindergarten) beim Vinanz (Stonjek Rudolf) hoch, kommen wir zur Franzenshöhe mit Färbers Fichtlan, einem Waldstück, das nach dem Färber Franz Wondrejz benannt ist. Auch zur Seewaldsruh können wir von hier aus gelangen, einem Aussichtspunkt mit einem großen Stein, benannt nach einem Mann (Sommerfrischler) namens Seewald aus Prag. Gegen die schlesische Grenze geht's zum Feista KäppI, einer Bergkuppe nach dem ehemaligen Besitzer Feist.


Ringplatz mit alter Schule - später Gemeindehaus
und  Brunnen ("Biete") mit Kriegerdenkmal (alte Aufnahme)

Zurückgekehrt ins "Staadtla" wenden wir uns nun vom Ringplatz aus noch einmal in Richtung Pollom. Wir lassen das Dumek-Gassel links liegen und rechts das Alte Rathaus (früher ein Jagdschlößchen später auch mal Zollamt), biegen ein Stückchen weiter unten von der Straße nach Untergießhübel links ab und überqueren wieder die Brücke beim früheren Armenhaus.

Krejsa-Schmiede hinter dem alten Rathaus

Wir wenden uns nach links und kommen in die Ziegagosse (Ziegengasse). Sie führt uns am Bach entlang zur Bürgerschule am Fuße des Landgrafberges und zur gegenüberliegenden Biemscha Schule (die in den zwanziger Jahren erbaute tschechische Schule, später deutsche Volksschule). An den Finanzer - Häusern vorbei, die nach dem 1. Weltkrieg für die tschechischen Zollbeamten gebaut worden sind, stoßen wir auf die Straße zum Ewergießhiewel (Obergießhübel). Rechts führt ein Weg hinauf zum Nowaka Borch (Berg, benannt nach seinem Besitzer Nowak).

Wir aber gehen der Straße nach durchs Puschdärfla (Buschdörfchen), vorbei an der Urbana Lehne (Berhang oberhalb vom Urban-Haus) bis zur Schafranka Drehe, einer scharfen Straßenkurve bei Schafraneks Haus.


Schafranka Drehe

Wir verlassen die Straße und erreichen den rechter Hand liegenden Gemeindepusch (Gemeindewald). Durch ihn kann man zu a Brända (Bränden) kommen, einer Waldstrecke, die einst abbrannte. Sie liegt zwischen Gießhübel und Pollom. Dort steht ein einziges Haus, das vom Brändateuner. An seinem Anwesen vorbei führt der Deutsche Steig oder auch Fürstensteig genannt, beginnend beim Sattler Forsthaus, weiter über den Stenkeberg und die Felder durchs Hintere Tal nach Obergießhübel zum Hegerhaus Schnappe/zuletzt Meier Hecher (Heger) und bis nach Bad Reinerz in Schlesien. lm Kohlgrowa (der Kohlgraben im Mühlgrundbachtal) können wir die Drei-Brüderbuche (3 zusammengewachsene Buchen) aufsuchen. Gegen Hinterpollom hin gelangen wir zu den Mozawiesa, einem Waldstück, in dem es einst Wildschweine (Moza) gab.

Unterhalb der 1083 m Hohen Mense treffen wir auf's Goldene Stilla (Goldener Stollen), einen alten, aufgelassenen, tiefen Stollen, um den sich manche Sage rankt. Auf halbem Menseweg kommen wir zum Kroozbeerstain (Kratzbeer- = Brombeerstein), einem Felsen mit einer Jagdhütte. Dort in dem Felsen ist auch der Herschasprung (Hirschsprung).Vom Gipfel der Mense können wir von der Schaubiehne (Aussichtsturm) aus auf unser Mensestädtchen Gießhübel hinuntersehen und einen weiten Blick in's Schlesische hinein genießen.


Aussichtsturm und Baude auf der Hohen Mense
Besitzer der Baude: Heinrich Rübartsch

Der Abstieg führt uns zum Schworza Kroize (Schwarzes Kreuz) ans Ortsende am Paß zur schlesischen Grenze. Nahe der Wegkreuzung Gießhübel - Ziegenhausbaude - Kohlau - Grenzendorf ist der Kolkufa, ein aufgelassener Kalkofen. Über die Schnoppawiese geht's weiter zum früheren "Weinhaus Schnappe". Oberhalb der Schnoppe ist der Granzpusch (Grenzwald gegen Schlesien). Über die Prelle, einen Abstieg der Straße, gelangen wir weiter nach Obergießhübel hinein. Ebenfalls an der schlesischen Grenze liegt der Pansker, ein 800 m hoher, kahler Bergzug mit Feldern. In einem Seitental unterhalb der Mense und dem Ziegarecke (Ziegenrücken, ein Berghang) finden wir die Blaiche (Bleiche). Dort wurde früher auf den Wiesen an dem Fleßla (Flüßchen) Leinen gebleicht. Das Tal ist auch bekannt als Nelhottental, benannt vermutlich nach den Nagelhütten, die einst dort betrieben wurden.


In der Bleiche (Nelhottental)

Nach einer Einkehr beim Schwarza Naatz (Czerny Gasthaus) geht's weiter Richtung "Staadtla". Wir nehmen den Weg über die Summersaite (Sommerseite), einen Südabhang gegen Obergießhübel (auch dort gab's einen "Tampl"), und erreichen über die Stille Liebe (kleiner Steinbruch) und die Seufzeralle bei der ehemaligen Soumarfabrik (später Reichert) die Ortsmitte.


Winter- und Sommerseite in Obergießhübel mit Blick zur Hohen Mense (Foto 1964)

Wir hätten auch von der Hohen Mense aus über Jochima oder Jachma Eck (benannt nach Joachim Wendelin Schmoranz/Schnitzer) an der Wentersaite (Winter-, Nordseite) nach Obergießhübel herunterkommen können. Wir hätten dann vom Gasthaus "Zur Hohen Mense" aus der Straße nach iewer a Dinterhiewel (Dinters Hügel). ) durchs Puschdärfla, vorbei an der Zentrale (früher Elektrizitätswerk/zuletzt Kossek Tischler) und am Kletzerplone (Holzplatz) gehen können

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   "Zentrale"                                                             Klötzerplan 1964
                                                                           mit der 1961 ausgebrannten Reichertfabrik

und wären ebenfalls bei der ehemaligen Soumar-/Reichertfabrik herausgekommen und beim Bräuer(Brauhaus) vorbei im ,,Staadtla" gelandet.

Verabschieden wir uns nun bei der Biete (Bütte/Brunnen mit Kriegerdenkmal) am Ringplatz von einander und kehren nach der gedanklichen Zeitreise durch unseren Heimatort wieder zurück in unser jetziges "zu Hause".