Aus Mutters Kochbuch

Maria Utz +
 

Mutters Kochbuch glich sicher vielen anderen in Gießhübel:

Weitgehendst wurde gegessen, was auf dem Felde und im Garten vorm Haus wuchs. Kartoffeln waren das Hauptnahrungsmittel. Sie wurden zu den verschiedensten Gerichten verarbeitet. Mit Mehl, Salz und Ei wurden sie zu "Zolkerkließlan", die man mit einem Löffel in kochendes Wasser einlegte. Man aß sie mit etwas brauner Butter, "gekraschter Zweppel" und Sauerkraut oder mit Pilzen, seltener mit Schweinefleisch, auch mit Leberwurst schmeckten sie.

Aus weichem Teig, man konnte etwas Buttermilch oder Quark daran tun, gab es "Pietschplatzka", die man einfach auf der Platte buk, und evtl. "brockte" man sie dann und mischte sie unters Kraut oder man aß sie so, mit etwas Butter. Schmierte man eine Pfanne aus (ich habe mir sagen lassen, manche Leute hätten Speck dazu verwendet), strich den Kartoffelteig hinein und gab Rahm obenauf, dann war es "Pietsch", den man auch mit Früchten der Jahreszeit belegen konnte, wie Äpfel, Pflaumen, Blaubeeren, Kirschen. Man aß die Kartoffeln aber auch einfach so mit Quark und Butter, oder machte "geknatschte Arpel", "Arpelmus" sagten andere. In gekochtem Zustand bereitete man aus Kartoffeln einen Teig zu "orma Rittan" oder auch "Platzka" und "Kließlan".

Gemüse aßen besonders wir Kinder gerne roh (Möhren, Oberrüben), ansonsten wurde es gekocht, oder es gab Gurken- oder grünen Salat. Der Fleisch- und Wurstverzehr wurde klein geschrieben, diese Dinge waren zu teuer, es sei denn, ein Schwein aus dem eigenen Stall war einmal nicht zum Verkauf bestimmt. Ein beliebtes Pausenbrot war: Man streute einfach Zucker drauf und beträufelte das Ganze mit Kaffee oder einfach mit Wasser. Apropos Kaffee: Bohnenkaffee hatten wir nicht, wir tranken "Bliemlakaffee", Milch, Buttermilch oder Kräutertee. Gern wurde das Brot in Kaffee oder Milch eingebrockt. Die Milch lieferte sie eigene Kuh oder Ziege. Bier oder Limos waren uns fremd.

Gebacken wurden aus leichtem Hefeteig "Liwanzen", die man in Zimt und Zucker wälzte, in manchen Häusern auch "Dalken". Der Sonntagskuchen war ein Hefeteig mit Mohn, Quark oder "Tenschel"(Powidel) und Streusel. "Buchtlan" waren seltener. Aus Hefeteig waren auch Knödel, die mit Butter und Zucker gegessen wurden. Die sich jetzt auch die bundesdeutschen Küchen erobernden böhmischen Knödel gab es selten. Am Sonntag holte man gern ein Kriegla "Kuttelsoppe" vom Märsenger und aß Brot dazu. Diese Suppe war Märsengers Spezialität. Blieben noch die Eier von den eigenen Hühnern zu erwähnen und dass für Mehl Getreide in Zahlung gegeben wurde. Aber satt wurden wir immer aus Mutters Kochtopf!

On wos is "Kiewelsauer" on wie macht man? Also poßt uf: Ma trug a Teppla zom Scheftner on kriechte Kiewelsauer nei. Dan kunnt ma dann länger hon, wenn man nee ols rausnohm on wieder Mahl dronder mischte on worte, bis dos wieder sauerte. Fers Frühstecke tot ma vo dam Kiewelsauer eis Wosser, Kümmel on Salz derzu, ei mancha Familia ach Pelze. Noch em Ufkocha verfeinerte ma mit gekraschter Putter on Eian, s kunde a noch Melch oder Ziechamelch sein. Mei Voter oß a garne, dan Kiewelsauer, noch dar Schreft haißt a Kübelsauer. 


Zusammengestellt aus "Mei Heemt" 1985 / 4, Seite 167 f und 1985 / 8, Seite 328 / T.F.