Aus dem Leben von Maria Utz

Gemeindebetreuerin von Gießhübel
und
 Schriftleiterin für das Gebiet Albatal / Mense in unserer Heimatzeitschrift "Mei Heemt"
von 1985 – 1988

Maria Utz wurde am 8. 6. 1920 in Gießhübel (Adlergebirge) geboren. Sie besuchte 5 Klassen Volks- und drei Klassen Bürgerschule, wo sie alljährlich zu den Klassenbesten gehörte. Sie schrieb 1933 ein Theaterstück, das zu Weihnachten aufgeführt wurde. Gern wäre sie Lehrerin geworden, aber die Eltern waren nicht in der Lage, ihr diese Ausbildung zu ermöglichen. So arbeitete sie in Prag in einem Damenstift als Küchenhilfe, bis sie sich entschloss, Krankenschwester zu werden. Zu diesem Zwecke ging sie ins Krankenhaus Leitmeritz, um mit Erreichung des 18. Lebensjahres die Schwesternschule zu besuchen. Dort infizierte sie sich auf der Isolierstation an Scharlach, der jedoch zu spät erkannt wurde. Dies brachte ihr eine Behinderung des rechten Armes und eine Verringerung des Sehvermögens für ihr ganzes Leben ein. Damit fiel schon ein zweiter Plan ins Wasser.

1938 holte dann Pater Roman (ihr Bruder) sie und ihre Mutter nach Braunau, wo sie die Besucher des naturhistorischen Museums des Klosters führte. 1939, nach Aufhebung des klösterlichen Stiftsgymnasiums und des Juvenates, betreute sie vier Schüler, die Priester werden wollten. 1943 wurde Pater Roman die schwierige Pfarrei Halberstadt übertragen, nachdem schon zwei seiner Mitbrüder, die vor ihm die Pfarrei betreuten, ins KZ nach Dachau gekommen waren. Seine Schwester Maria und seine Mutter nahm er natürlich wieder mit. Dort erwarb sie beim Hochwst. Herrn Generalvikar Prälat Popp in Trautenau die missio canonica und erteilte fortan in Braunau, Großdorf und Ottendorf unerschrocken Religionsunterricht, indem sie auf die der Kirche verbliebenen Rechte pochte, wenn man diese zu schmälern versuchte.

Im April 1946 wurde auch sie nach Thüringen ausgesiedelt. Im September rief der Hochwst. Herr Abt Dominik Prokop Pater Roman nach Rohr (Ndb.), wo sich die vertriebene Klosterfamilie wieder zusammengefunden hatte, obzwar Pater Roman gern in der Diasporaseelsorge / zusammen mit seiner Schwester / geblieben wäre. Im Herbst 1947, mit Eröffnung des Gymnasiums und Internates in Rohr, übernahm sie die Küche des Internates. In der äußerst schwierigen Zeit wusste sie manchmal abends nicht, was sie am anderen Mittag auf den Tisch bringen sollte. Gottlob kam immer irgendwoher eine Hilfe. Die Arbeit wurde immer umfangreicher, da die Schülerzahl von Jahr zu Jahr stieg und Anfang der sechziger Jahre über 250 Heimschüler zu versorgen waren. Diese Aufgabe hatte sie bis 1981 inne, wo sie nach dem Tode ihres Bruders Pater Roman in den Ruhestand ging.

Allerdings war von der Ruhe von Jahr zu Jahr weniger zu spüren. Die Betreuung der "MC  Braunau" (Marianische Congregation) hatte sie schon seit Jahren inne und widmete ihr jetzt mehr Zeit, als ihr früher möglich war. Dazu kam die aktive Mitarbeit bei der Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft Rohr, im Frühjahr und Herbst die Caritas-Sammlungen und manche Sammlungen für andere Zwecke.

Doch der größte Arbeitsaufwand kam auf sie zu, als 1985 der bisherige Ortsbetreuer unserer Heimatgemeinde Gießhübel und Schriftleiter für unsere Heimatzeitung ("Mei Heemt") ebenso unerwartet starb wie sie; übrigens ein Mitschüler von ihr. So wurde sie zu Pfingsten 1985 beim Sudetendeutschen Tag in München angehalten, ob sie seine Aufgaben übernehmen könne, und sie sagte zu. Daraufhin fand im September 1985 das erste Gießhübler Treffen in Rohr statt. Die Arbeit machte ihr sichtlich Spaß und sie entwickelte eine von allen bewunderte Aktivität. So stieg die Teilnehmerzahl dieser Treffen von 1985 mit 55 Personen auf 120 im Jahre 1988.

All diese Unternehmungen zehrten jedoch an ihrer Gesundheit. Außer dem Arzt, den nächsten Angehörigen und ihren Nachbarinnen erfuhr wohl kaum jemand, wie viel sie an Schmerzen litt und was sie an starken Schmerzmitteln einnahm. Oft konnte man in letzter Zeit hören: Ich kann nicht sagen, was mir weh tut, mir tut der ganze Körper weh. Die Mahnung, leiser zu treten, stieß jedoch bei ihr auf taube Ohren. Ebenso die Mahnung des Arztes in den letzten Tagen, ins Krankenhaus zu gehen – bis es zu spät war. So kam es zu dem verhängnisvollen Magendurchbruch mit Bauchfellentzündung, der am 25. 10. 1988 zu dem jähen Tode führte, der so viele Menschen schockierte. 


Mena Grimm +