Von Gießhübels Vergangenheit

Originaltext von Hugo Wondrejz (1897 - 1958),
Gemeindesekretär von Gießhübel, geschrieben im Jahr 1944


Nachstehendes ist zum Teil aus dem Gedenkbuch des Gießhübler Pfarrers entnommen. Einzelnes wurde von einem Gießhübler Einwohner namens Ignaz Grimm mitgeteilt, der sich des Rufes erfreute, die lebendige Chronik von Gießhübel zu sein. Die uralten Schriften sowie die Chroniken der Gießhübler Gemeinde sind im Jahre 1861 ein Raub der Flammen geworden, denn am Kirchweihtage des genannten Jahres ist Gießhübel, das sogenannte Staadtla, gänzlich abgebrannt. Der Brand entstand um 10 Uhr abends aus der Scheuer des Anton Schrutek aus ungeklärter Ursache.

Gießhübel ist in einer unbekannten Zeitperiode, wie erzählt wird, von Tirolern angelegt worden, in dem zwei Stunden langen, von zwei parallel laufenden Bergketten gebildeten Tal das von einem Bache durchflossen wird, der am Nordabhange der Hohen Mense entspringt und unterhalb der Frimburg in einem wilden Felsental (die "Hölla" genannt) in der Mettau mündet.

Das Bächlein fließt in der Richtung von Osten nach Westen und heißt im Volksmund Goldbach, während ihn Professor Umlauft in seinem Werke "Die Österr.-Ungarische Monarchie" den Alscherbach nennt.

Große Wälder bedeckten den Boden und gehörten bis 1538 zur Burg und Herrschaft Frimburg, dann zum Schlosse Opocno, deren Besitzer häufig zur Jagd kamen und in Gießhübel auch ein Jagdschloss erbauen ließen und zwar an der Stelle, wo heute das alte Rathaus steht. Die Gießhübler kauften später dieses Jagdschloss um 1100 rheinisches Geld und verwandelten es in das Rathaus.

Die ersten Ansiedler sollen das Waldtal nach einiger Zeit wieder verlassen haben und neue Ansiedler aus den benachbarten tschechischen Ortschaften, wahrscheinlich aus Dobran, das damals eine nicht unbedeutende Stadt war, sind in dieses Tal gekommen und werden als die eigentlichen Gründer des Ortes hier bezeichnet. Deren Namen sind Wondrejz, Klar, Stonner und zwei Stonjek, also fünf Ansiedler.

Gießhübel hieß angeblich ursprünglich und heißt heute noch auf tschechisch Olesnice (etwa Erlenort), wahrscheinlich nach den vielen Erlen, die längs des den ganzen Ort durchfließenden Baches in großer Anzahl wuchsen, nun aber gänzlich umgeschlagen sind. Noch jetzt heißt eine am Unterlauf des Baches gelegene Mühle die "Erlenmühle". (Heutige Weberei Schroll).

Die Bezeichnung Gießhübel wird dahin gedeutet, weil unter einem, am östlichen Ende des Ortes gelegenen Hügel (heute "Dinterhübel" genannt) Eisen geschmolzen und gegossen wurde, während am westlichen Ende des Ortes gehämmert wurde.

Gießhübel liegt an der nordöstlichen Grenze Böhmens gegen die Grafschaft Glatz, von welcher es im Nordwesten, Norden und Osten umschlossen ist, und grenzt im Nordosten und Norden an die zur preußischen Pfarrei Lewin (jetzt Hummelstadt) gehörenden Dörfer Tassau, Kuttel und Kaltwasser. Im Osten grenzt es an die zur preußisch-glatzischen Pfarrei Reinerz gehörenden Ortschaft Grenzendorf. Im Süden hat Gießhübel den Pfarrbezirk Sattel und im Westen den tschechischen Pfarrbezirk Neuhradek (jetzt Neubürgles) zu Nachbarn, so dass es südlich das Dorf Pollom, westlich einige Häuser der Neubürgleser Pfarrdörfer Rzy (Gebreeche) und Dlouhy (Langenau) begrenzen.

Im Jahre 1350 gehörte Gießhübel bereits zum drei Wegstunden entfernten tschechischen Städtchen Dobruska (Gutenfeld). 1503 wurde in Gießhübel eine Kirche erbaut und kam 1704 als Lokalie Gießhübel zur Pfarre Sattel.

Bis zum Jahre 1743 machte die Lokalie Gießhübel nebst Dobran einen integrierenden Teil der Pfarrkollatur Sattel aus, obgleich eine schon i. J. 1503 erbaute hölzerne, i. J. 1703-05 neu erbaute steinerne Kirche bestand.

Im Jahre 1743 haben Ihro Excellenz, Herr Rudolph von Colleredo, auf dessen Majoratsherrschaft Opocno die Lokalie Gießhübel lag, auf inständiges Bitten der Gießhübler bei Ihro bischöfl. Excellenz, dem hochw. Johann Josef Grafen Vratislar Martinec, Bischof zu Königgrätz, darum anzuhalten geruht, damit in dem Stadtl Gießhübel zur bequemeren Versehung der christlichen Troste der allda wohnenden und von ihrer Pfarre entfernten zahlreichen Seelen, ein stets allhier residierender Kapellan eingesetzt würde.

Eben zur selben Zeit handelte es sich um eine bequemere Wohnung für den Pfarrer in Sattel, P. Josef Killinger. Allein der Sattler Bauer Christoph Pohner weigerte sich, dem zur Bebauung des Pfarrhauses bequemeren Platz gegen gleiche Entschädigung des p.t. Patrons auf seinem Grunde abzutreten.

Als nach einer zu diesem Zwecke gehaltenen Consistorial-Kommission der erwähnte Besitzer bei seiner Weigerung verharrte, wurde entschieden, dass das Pfarrbeneficium von Sattel nach Gießhübel übertragen werden sollte.
Im Einklange mit dieser Entscheidung und der Bestätigung des p.t. Patrons wurde am Feste Allerheiligen sogleich nach abgehaltenem Gottesdienste das Allerheiligste in feierlicher Prozession von Sattel nach Gießhübel übertragen. So wurde die bisherige Filialkirche Gießhübel zu einer Pfarre erhoben und die Sattler Pfarre per modum filiales administriert.

Fünf Jahre blieb Gießhübel eine Pfarre. Auf vieles Bitten der Sattler Insassen wurde nach dieser Zeit die bereits 40 Jahre in Sattel bestandene Pfarre wieder hergestellt und in Gießhübel verblieb ein capellanus localis. Wegen der vermehrten Seelenanzahl wurde 1787 dem Gießhübler Lokalseelsorger auch ein Cooperator beigegeben. 1853 wurde Gießhübel zu einer Pfarre laut Statthalterei-Erlass vom 31. III. 1853, Zahl 1481, erhoben.

Im Jahre 1503 musste Gießhübel bereits ein nicht unbedeutendes Gebirgsdorf gewesen sein. 1772 zählte es 182 Häuser. Die ursprünglichen Einwohner, recte Nachkommen der bereits genannten fünf Gründer, sollen tschechisch gesprochen haben, wiewohl wegen der Nähe deutscher Orte sich auch, besonders im Oberorte, Deutsche ansiedelten. Lange Zeit herrschte das tschechische vor, sowohl bei öffentlichen Verhandlungen, beim Gottesdienste, als auch im Umgange.

Später nahm die deutsche Sprache Überhand, namentlich als nach der Durchreise Kaiser Josefs II. in Gießhübel eine deutsche Schule gegründet wurde und zwar 1780. Vor 1780 wurde von einem gewissen Wondrejz, der die Kinder in seiner Stube versammelte, in tschechischer Sprache Unterricht erteilt. Jeden Samstag sammelte er sich von den Kindern (Schülern) seinen sogenannten "Sobotarek" (sobota = Samstag) ein u. zw. von jedem Schüler einen Kreuzer.

Aus der ehemals bestandenen Eisengießerei von Gießhübel, deren Arbeiter Tschechen waren, stammen in Gießhübel vier Stücke u. zw. drei Ofentöpfe, einer im Localiengebäude, mit der zwischen zwei Reifen eingegossenen Aufschrift "1680 Adam B.", der andere im Hause des Josef Nowotny, gewesener Ortsvorsteher, mit der Aufschrift "Leta Pane 1682" und der dritte im Besitz des genannten Ignaz Grimm mit der Aufschrift "Olesnice 1665", ferner ein eisener Mörser mit der Jahreszahl 1687. Aber bald nach den angegebenen Jahren ging die Eisenschmelze und der Eisenhammer aus unbekannten Ursachen ein, denn 1704 wird ihrer als nicht mehr bestehend erwähnt.

Die Schmelze war da, wo jetzt die Krütznermühle, ehemals Schramm & Rauscha-Mühle, auch Hackaufmühle, steht. (Jetzt Sägewerk Friedrich Kossek im Buschdörfl). Sie wurde von dem Wasser getrieben, welches aus dem nun abgelassenen, in Wiesengrund verwandelten oberen Teiche floss. Anfang des 19. Jahrhunderts hieß dieser Teich Moschnitschkateich und wurde wohl in dieser Zeit abgelassen und in Wiese verwandelt. Ein Teil des Dammes besteht noch. (Hinter dem Felsen am Ende der Seufzerallee).

Der Eisenhammer aber stand am unteren Teiche und wurde durch den von der Erlenmühle dahin geleiteten Bach in Bewegung gesetzt. Daher wurde auch dieser Teich, der nun in Wiese umgestaltet ist, der Hammerteich genannt.

Ebenso wurde der ehedem herrschaftliche neu erweiterte Hof der "Hammerhof" und ein jenseits des Baches, schon auf Altreichboden stehendes Wäldchen, das "Hammerbüschl" genannt.

Der Eisenhammer, ebenso der Hammerhof soll von einem gewissen Trcka erbaut worden sein, der zur Zeit des Hussittenkrieges, nach anderen zur Zeit des 30jährigen Krieges, wegen Verfolgung als Protestant seinen Besitz im Stich gelassen haben soll und sich ostwärts in die Wildnis flüchtete und daselbst eine Ansiedlung gründete, die später die Entstehung eines Gebirgsdorfes veranlasste, das nach dem ersten Ansiedler Trtschkadorf genannt wurde und auch heute noch so heißt. Es liegt etwa 2 Stunden südöstlich von der Hohen Mense mitten im Walde. Von der erwähnten Eisenschmelze talaufwärts dehnten sich Wälder und Hutweiden aus.

Gegen Ende des 18. Und Anfang des 19. Jahrhunderts wurden etwa 20 neue Häuser gebaut und begrenzten gegen das Gebirge zu den zuerst bevölkerten Teil von Gießhübel (jetzt Staadtla genannt); das ist der Marktplatz und angrenzende Häuser.

Das dann weiter östlich sich wieder ausbreitende Tal war wieder bewohnt und die dort befindlichen Häuser machten noch im Pfarrerectionsinstrumente vom Jahre 1743 einen eigens benannten Ort "Lhota" genannt, (das ist Ansiedlung, Kolonie), aus.
Man sagte, um den Wohnort eines dortigen Menschen zu bezeichnen: "prebyva na Lotha". Hieraus soll das jetzt gebräuchliche Wort "Nelhottental" entstanden sein, womit man jene Gegend im gemeinen Leben bezeichnet. (Heute die Bleiche).
Nach anderm will man diese Bezeichnung von Nagelhütten - Nählhetta (Nagel heißt in der Mundart Nähl) ableiten, die dort bestanden haben sollen, wie alte Leute behaupten.

Am äußersten östlichen Talausgange (jetzt an der Gaugrenze gegen Reinerz) steht eine uralte Schänke "die Schnappe" mit einigen fünf Häusern und ein Forsthaus. Woher der Name Schnappe stammt, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Einige halten dafür, dass hier ein Schnepfenfang bestanden haben soll, andere leiten diese Bezeichnung von "schnappen", fangen, lauern her, weil hier an der Grenze ein Grenzkordon bestand, bekannt unter dem Namen "die alte Aufsicht", an deren Spitze ein Leutnant stand, der in Gießhübel wohnte und dem die Bewachung der Grenze obliegen musste.

Nennenswert sind besonders drei Männer, die zu Ende des 17. Jahrhunderts den wenig bedeutenden Ort mächtig empor brachten. Es waren dies Ihre hochgräflichen Gnaden, Herr Hieronymus Graf von und zu Colloredo, ein dem Orte hochgewogener Wohltäter (Die mündliche Überlieferung bezeichnet die Gutsherrschaft Opocno als eine sehr gütige, während die Beamtenschaft als grausam hingestellt wird) und der ratlose erste Oberrichter des Ortes Daniel Hieronymus Stonner und als dritter ein gewisser Obst.

Genannter Graf Hieronymus kam auch einst in diese Gegend und in Pollom traf er einen Gänsejungen namens Herzig, der ihm wegen seines munteren und aufgeweckten Wesens auffiel. Er nahm ihn mit, ging nach Opocno und machte ihn später daselbst auf einem Maierhofe zum Schaffer. Nachträglich wurde er Oberamtmann auf der Herrschaft, tat sich im siebenjährigen Kriege besonders hervor, so dass er vom Kaiser geadelt und den Titel "von Herzfeld" bekam.

Pollom, ein etwa 2 km südöstlich von Gießhübel gelegenes Dorf, gegründet von Kohlenbrennern namens Pabel und Schmidt, die in früherer Zeit von der Gutsherrschaft Opocno von dem Gute Dobris bei Pilsen nach hier gesandt worden waren, um das Kohlebrennen zu betreiben. Noch heute nennt man einen cirka 1 km südöstlich vom Staadtla gelegenen Komplex die "Brända", wo seinerzeit Kohlenmeiler gestanden haben; ebenso weiter im Tale gegen die Hohe Mense und auf ihr selbst findet man noch heute Spuren der einst hier gestandenen Kohlenmeiler. Der Name "Brandschlag" auf der Mense, heute eine junge Anpflanzung, erinnert auch daran.

Obengenannter Graf hat auf Fürbitte des Hieronymus Stonner dem Orte

1. die Erhebung zum Städtchen im Jahre 1706 und das Recht 2 Jahr märkte und jeden Donnerstag einen Wochenmarkt zu halten in demselben Jahre bei Sr. Majestät, dem Kaiser Josef II., erwirkt, den Daniel Hieronymus Stonner zum Oberrichter konstituiert und in die Pflicht genommen, daselbst den bisherigen Richter und 5 Geschworene als Ratsmänner der Gemeinde vorstellen zu lassen,

2. das Städtchen gegen Bezahlung jährlicher 400 fl. der untertänigst schuldigen Robott gnädig entlassen,

3. die Emporbringung des Städtchens und seiner Märkte den Opocner obrigkeitlichen Personen dringenst eingeschärft.
Alles dies trat aber erst auf wiederholtes demütiges Ansuchen der Gießhübler Bewohner im Jahre 1715 ins Leben. Hierauf hat der edle Graf dem Städtchen einen dritten Jahrmarkt erwirkt,

5. dem Gerichte die Staubsäule und den Pranger aufzustellen erlaubt,

6. und ihm die auf dem Schloss zu Opocno gewesene Schlaguhr nebst den zuvor auf dem Frimburger Schloss befindlichen zwei Uhrschalen verehrt. Alles dies geschah 1718 auf vielvermögende Fürbitten des Oberrichters.

7. Durch denselben tätigen Eifer wurde die hiesige Kirche neu erbaut, mit Sitzbänken und einer Orgel sowie einer steinernen Stiege versehen,

8. der Ringplatz erweitert und gereinigt, überhaupt alles getan, was so schwache und beschränkte Kräfte zur Emporbringung des Vaterortes nur immer zu leisten vermochten.

In den schweren Kriegsjahren, welche 1740 begannen, litt das Städtchen, zumal es bald ein Grenzort wurde, unbeschreiblich viel. Nicht selten wurden hiesige Bürger als Geißeln hinweg geführt. Die überhand nehmende Teuerung erzeugte auch hier Krankheiten, infolge deren 1772 einhundert Menschen starben.

Nach der Abtretung Schlesiens an Friedrich II. von Preußen gestaltete sich Gießhübel zu einem Grenzorte. Es erhielt eine Grenzwache (siehe oben). Die frühesten Einwohner, begünstigt von großen sie umgebenden Waldungen erwarben ihren Lebensunterhalt durch Kohlenbrennen, verfertigten Nägel, hölzerne Koch- und Esslöffel, Teller, sammelten Kümmel und verführten die Waren auf Schubkarren bis nach Brassl. (Breslau).

In der Taufmatrik von 1777 liest man die Namen Kohlenbrenner, eigentlich Aschenbrenner, Löffelmacher, Schindelmacher.

Auch die Eisenschmelze und der Eisenhammer gewährten früher vielen eine einträgliche Beschäftigung.

Später trat auch Leinwanderzeugung auf. Die, welche Feld besaßen, bauten Flachs an, derselbe wurde gesponnen, gewebt und auch gebleicht und zwar auf Rasen bei den Häusern. Noch heute heißt ein Haus im Nelhottental "die Bleiche". (Eigentlich heißt heute das ganze Seitental "die Bleiche").

Anfangs wurde nur rohe Leinwand, später feinere verfertigt. An ihre Stelle trat später der Billigkeit wegen die Baumwollwarenerzeugung. Anfangs wurden aus türkischer Wolle teuere und schöne Sachen erzeugt, auch aus Garn und Schafwolle ein Stoff, der sogenannte "Mezulan" zu Frauenkleidern von grüner und veilchenblauer Farbe. Hierauf wurde lange Zeit nur roher Kattun erzeugt. Die erzeugten Waren wurden per Achse von den sogenannten Ausgebern bis Wien, Prag, Kanitz in Mähren verführt.

Das Handwerk war durch drei Innungen (Schneider, Schuster und Müller) und eine Genossenschaft der Weber vertreten. Diese besaßen das Privilegium, dass die angrenzenden Ortschaften ohne ihre Erlaubnis keinen Lehrling aufnehmen, keinen Gesellen freisprechen durften und auch kein Meister sich ansässig machen konnte.

1820 waren 1723 Einwohner in Gießhübel,

1825 " 1855

1830 " 1945

1835 " 2045

1840 " 2199

1845 " 2229

1890 " 2288

1898 " 2347

Im Jahre 1847 brach infolge von Missernten eine große Teuerung und Hungersnot in Gießhübel aus. Die Leute buken Brot aus Kleie und Kartoffeln, nährten sich von Brot, Kleeköpfen und Sauerampfer und sammelten das Staubmehl von den Dielen in den Mühlen. Ein Strich Korn wurde mit 30 fl. bezahlt.

Am Gießhübler Bürgermeisteramte wird ein Petschaft aus Messing aufbewahrt, aus der Zeit stammend, in welcher Gießhübel zum Stadtl erhoben wurde. Darauf ist zu lesen:

"Stadtl Güssiebler Insiegl 1710".

Laut Gedenkbuches der Kronstädter Pfarre, Bezirk Rokitnitz im Adlergebirge, folio 8 steht verzeichnet, dass am 5. September 1779 Kaiser Josef II. nach Anhörung der Messe in Kronstadt seinen Weg über Gießhübel in Begleitung Sr. Excellenz, des Herrn Generals Wurmser und des Generals Brown und anderer Offiziere, eingeschlagen hat.

In Gießhübel soll er am Marktplatze gehalten haben und aus dem hier befindlichen Brunnen (Röhrkasten) Wasser getrunken haben. (Die "Biete", der heutige Krieger-Gedächtnisbrunnen mitten am Ringplatz). Bei Vorstellung der angesehensten Bürger lernte er auch den Sohn eines gewissen Obst, desselben, der sich um die Hebung Gießhübels viele Verdienste erworben hat, kennen. Der junge Mann gefiel ihm so gut, dass er ihn mit Bewilligung seines Vaters mitnahm und ihn in ein Militärstift gab, wo er zum Offizier ausgebildet wurde.
Er wurde Artillerieoffizier, besuchte als Major seinen Heimatort und starb als Oberst.

Ferner hat Kaiser Josef II. auf seiner Weiterreise nach Josefstadt einer Gießhüblerin (Elisabeth Stonner), die mit Leinwand hausieren ging, ein Stück Leinwand um viel Geld abgekauft.

In dem Werke "Tagebuch der Geschichte von Böhmen III., Seite 87, heißt es: "1759 am 8. August, General von Itzenplitz schlägt den General Laudon bei Gießhübel", doch die hier lebenden ältesten Leute wussten diesbezüglich nichts zu berichten.

Am 20. Mai 1633 durchzogen Gießhübel 5 Kompanien florentinischer Reiter in der Richtung nach Lewin (Hummelstadt) auch Colloredo- und Wallenstein-Regimenter. Am 27. Juni 1639 durchzogen die Schweden unter Banner über Lewin Gießhübel nach der Grafschaft, wobei tüchtig geplündert wurde.

Es lässt sich nicht nachweisen, ob schon vor der Anstellung eines eigenen Seelsorgers eine Schule in Gießhübel bestanden hat. Sehr wahrscheinlich nahm sie mit dem bestellten Seelsorger ihren Anfang. Sie stand lt. Pfarrchronik anstelle des Hauses Nr. 7. (Heute der Garten des Postgebäudes).

Es war ein kleiner, enger Raum und lässt auf eine kleine Anzahl von schulbesuchenden Kindern schließen. Der erste Lehrer soll nach mündlicher Überlieferung Grimm geheißen haben und war ein Gießhübler. Als zweiter Lehrer wird ein Mathias Wondrejz, auch ein Bürger Gießhübels, genannt.
Unter ihm erwies sich der Schulraum zu klein und so erteilte er den Unterricht in seinem eigenen Hause Nr. 10.
Das Schulzimmer war zugleich auch die Wohnung seiner Familie.
Mathias Wondrejz wurde 1696 in Gießhübel geboren und starb 1772.
Ihm folgte sein Sohn Josef Wondrejz, der als Lehrer in Trautenau geprüft wurde.
1782 erhielt er einen Gehilfen namens Franz Rolletschek. Nach dessen Beförderung kam ein gewisser Weihrauch und 1786 ein Ignaz Rolletschek.
1796 residierte Josef Wondrejz und Ignaz Rolletschek wurde sein Nachfolger.

Nach dem Besuche Kaiser Josef II. kaufte die Gießhübler Gemeinde von einem gewissen Prokop W. Ratemann das auf dem Marktplatze stehende Haus Nr. 11 (heute Nr. 15 Scheftnerhaus) und erbaute 1786 an dessen Stelle ein hölzernes Schulhaus mit einem Lehrzimmer und einem Wohnzimmer zu ebener Erde und einem Dachzimmer. Aber erst 1789 wurde sie vom Lehrer Josef Wondrejz bezogen und darin unterrichtet.

Am Giebel des Hauses konnte man die Aufschrift lesen:
"Kaiser Joseph Der Zweyte haben einen Schvlbav anerkannt"

Anmerkung: Pfarrer Anton Rohacek gab am 10. Juli 1934 dem Messner

Alois Kossek (verstorbener erster Gemeindebetreuer) bekannt, dass der Friedhof von Gießhübel seit 1354 bestehe und bisher (1934) cirka 20 000 Menschen daselbst begraben wurden. Der erste Lokalkaplan hieß

Anton Smerkofsky und kam 1743 nach Gießhübel.